1000 Lichter für die Ukraine

Gegen Ende des Jahres, als die Kälte für die vom Krieg drangsalierten Menschen infolge massiver russischer Angriffe auf die zivile Infrastruktur nahezu unerträglich wurde, waren wir beeindruckt davon, mit welcher Kraft sich die Bevölkerung der Ukraine dem alltäglichen Leid widersetzte. Insbesondere der Mangel an Strom machte ihnen das Leben in den von Kälte und Dunkelheit geprägten Wintermonaten schwer zu schaffen.
Als wir dann eher zufällig davon erfuhren, dass eine Gruppe von Frauen aus dem Verein „Ukrainische Sprache und Kultur Münster“ begonnen hatte, Kerzenreste zu schmelzen, um daraus Dosenkerzen herzustellen, mit denen Licht und Wärme in die Ukraine gebracht werden konnte, starteten wir auf der Stelle die Aktion „1000 Lichter für die Ukraine“. In Briefen, mit Flyern, Mails und nicht zuletzt durch persönliche Ansprache warben wir in Kirchengemeinden, Schulen, Restaurants, Cafés, Kultureinrichtungen und bei den privaten Haushalten darum, Kerzenresten einzusammeln, damit diese von den „Kerzengießerinnen“ im Franziskus-Hospital zu Dosenkerzen verarbeitet werden könnten.
Die in Eigenregie des Vereins produzierten Dosenkerzen hatten eine Brenndauer von mehreren Stunden und waren nicht zuletzt dazu geeignet, heißen Tee oder Suppe zuzubereiten, ein unschätzbarer Genuss, wenn mal wieder Stromleitungen oder Kraftwerke getroffen worden waren. Als i-Tüpfelchen unseres Vorhabens gedacht, entpuppte sich diese Aktion in den folgenden Wochen als dermaßen erfolgreich, dass wir nahezu täglich körbeweise Kerzenreste in die kleine, höchst provisorische, aber effizient arbeitende „Kerzengießerei“ vorbeibringen und uns gemeinsam mit den Ukrainerinnen darüber freuen konnten. An manchen Tagen überschritten diese Mengen locker die 50 kg-Grenze. Niemals hätten wir uns vorstellen können, dass sich derartige Mengen Kerzenwachs in Schubladen, Schränken und Kellerregalen verbargen, die nur darauf zu warten schienen, in Dosen recycelt zu neuem Leben erweckt zu werden.
Der unfassbare Erfolg dieser Aktion hat uns alle förmlich überwältigt, doch nie schüttelten die Frauen den Kopf, wenn wir vorsichtig anfragten, ob es ihnen nicht vielleicht zu viel werden könnte. "Nie zu viel", hieß es dann, und fröhlich ging es wieder ans Werk. Wir möchten daher an dieser Stelle all denen danken, die sich an dieser Aktion beteiligt haben: den unzähligen privaten Spender*innen ebenso wie dem Benediktshof, der Ev. Friedenskirche in Senden wie auch der Kath. Lambertus-Kirche, der Mariengrundschule in Roxel, der Pizzeria Rimini und der griechischen Ouzeri sowie, last not least, dem Dom zu Münster und dem Theaterlabor Bielefeld, das unsere Aktion vom ersten Augenblick an so engagiert wie nachhaltig unterstützt hat. Zu danken haben wir auch der Stadtbücherei Münster, die sich ohne Zögern bereit erklärte, in ihrem Foyer einen Korb aufzustellen, der von den Besucher*innen ebenso wie die von uns appellierte Stadtbevölkerung genutzt werden konnte, um ihre Fundstücke gleichsam en passant für die Aktion „1000 Lichter für die Ukraine“ abzugeben.

Nichts hat uns in diesen Wochen so viel Freude gemacht wie das unentwegte Schleppen von Kerzenresten, die sämtlich, das können wir versichern, als Dosenkerzen den Weg in die Ukraine gefunden haben. So wurde aus einer Aktion, die mit „1000 Lichtern“ begonnen wurde, am Ende ein Meer von sicherlich mehr als 10000 Lichtern.


Verein für Ukrainische Sprache und Kultur in Münster